HBV Jena 90

mJB: Handballkrimi vor Oberligakulisse

Am vergangenen Sonntag ging es für unsere mJB ins nächste Oberliga-Heimspiel gegen den SV Wittenberg-Piesteritz. Genau wie die Jenaer Jungs waren die Wittenberger bis zu diesem Zeitpunkt noch ungeschlagen. Entsprechend wichtig war das Spiel für beide Mannschaften, ging es doch um die Tabellenführung und gleichzeitig um das Wahren der weißen Weste.

Nachdem die Jungs von der Saale den ganzen Dezember aufgrund von einer schweren Krankheitswelle nur unvollständig trainieren konnten (zwischenzeitlich waren alle Spieler gleichzeitig krank) und sich teilweise angeschlagen noch beim Deutschland-Cup des DHB aufgerieben hatten, stand nun nach nur zwei gemeinsamen Einheiten im neuen Jahr das schwere Spiel gegen den ungeschlagenen Tabellenführer an.

Vor rund 100 Zuschauern, die dem Spiel mit Trommeln, Tröten und Rufen einen echte Top-Kulisse verliehen, erwischten dann die Jenaer Jungs den besseren Start. Aus einer beweglichen und aggressiven 3:2:1-Abwehr heraus gelang es, sich früh auf 3:0 abzusetzen. In dem nun folgenden offenen Schlagabtausch zeigten sich die Stärken beider Mannschaften deutlich: Den bulligen Rückraumspielern aus Wittenberg gelang es immer wieder, mit klugen Pässen in die Tiefe und viel Bewegung ohne Ball die offensive Deckungsformation der Jenaer zu hinterlaufen und zu einfachen Toren zu kommen. Gleichzeitig zeigten die insgesamt körperlich unterlegenen HBV-Youngster im Angriff ihre große technische Variabilität. Mit viel schnellem Balltransport und schnellen Beinen gelang es den flinken Rückraumspielern Lenny Leimbach, Mats Voigtländer und Julius Deckert immer wieder, ihr großes technisches Repertoire abzurufen und mit Schlagwurfvariationen, Abdrehfinten und Pass-, Lauf- und Körpertäuschungen ein ums andere Mal erfolgreich abzuschließen. Gegen die gegnerischen Spieler des älteren Jahrgangs fanden die beiden 07er und der eigentliche C-Jugendspieler Mats immer wieder kluge Lösungen, um die 6:0-Deckung der Wittenberger zu knacken.

Nach 17 gespielten Minuten machte sich dann allerdings das fehlende Trainingspensum bemerkbar. Die Jungs von der Saale wurden zunehmend unkonzentrierter, machten einfache Fehler und ließen sich in der Abwehr zu oft übertölpeln. Nachdem in zwei, drei Aktionen auch noch eine ordentliche Portion Pech dazu kam, lag man plötzlich mit drei Toren hinten und kassierte dann sogar noch den direkten Freiwurf genau vor der Halbzeit, den Noah Dubro, der kräftige Rückraumlinke und am Ende mit neun Treffern beste Werfer der Wittenberger, ins Tor wuchtete.

Nach der Halbzeit gelang es keinem der beiden Teams, den Vorsprung entscheidend auszubauen oder zu verkürzen. Minutenlang wechselte die Führung der Wittenberger zwischen fünf, vier oder drei Toren, ohne dass sich ein Trend oder eine Entscheidung des Spiels abzeichnete. Auf HBV-Seite wurde die Situation immer dramatischer, da es in dieser Phase nicht nur nicht gelang, das so wichtige Spiel noch zu drehen, sondern zu allem Überfluss auch noch Robert Krause mit Kreislaufproblemen das Spielfeld verlassen musste und Lenny Leimbach nach einer harten Abwehraktion mit erneuten Schulterproblemen zu kämpfen hatte. Der 15-jährige, der am Ende mit acht Toren bester Werfer seiner Mannschaft werden sollte und auch in der Abwehr ein Riesenspiel machte, hatte sich die schwere Verletzung der linken Schulter beim Deutschland-Cup zugezogen und musste nun in der entscheidenden Phase minutenlang behandelt werden. Das Spiel drohte zu kippen, doch kämpften die verbliebenen HBV-Youngster verbissen und ließen sich nicht abschütteln. Stan Beyerlein, eigentlich Kreisläufer, schloss die im Rückraum entstandene Lücke und warf sich in jede Aktion mit vollem Einsatz rein. Der für den glücklos agierenden Torhüter Tom Schmidt eingewechselte C-Jugend Torwart Paul Höpfner drehte plötzlich auf und auch Regisseur Julius Deckert wusste sein Heißblut zu kontrollieren, behielt in der chaotischen Schlussphase die Nerven und leitete im Stile eines echten Spielmachers die Angriffe seiner Mitspieler. Als dann Lenny Leimbach auf das Spielfeld zurückkehrte und es endlich gelang, die Führung der Wittenberger zu verkürzen und schließlich sogar den Ausgleich zu erzielen, hielt es in der Werner-Seelenbinder Sporthalle in Lobeda keinen der Zuschauer mehr auf den Plätzen. Vor einer Riesenkulisse gelang es schließlich, den Bock umzustoßen und den Widerstand der Wittenberger Jungs zu brechen. Mit gnadenlos präzise gespielten Angriffen und einer 6:0-Abwehr, die jeden aufkeimenden Spielfluss der Gegner mit Stoppfouls sofort unterband, wurde die Entscheidung des Spiels zugunsten der „Saale-Gang“ erzwungen. Schließlich war es blindes Verständnis der beiden THV-Auswahlspieler Lenny Leimbach und Julius Deckert, als der unter der Woche einstudierte Spielzug „Potsdam“ angesetzt und auf den Punkt zum entscheidenden Torerfolg gespielt wurde.

Nach dem Abpfiff gab es dann kein Halten mehr. Es war den HBV-Youngstern gelungen, als jüngerer Jahrgang den schweren Gegner aus Wittenberg zu schlagen, bis zum Ende zu kämpfen und nie den Mut zu verlieren. Mit dem Sieg setzten sich unsere Jungs endgültig an die Tabellenspitze und sind nun das einzige noch ungeschlagene Team in der MHV-Oberliga.

Bereits am nächsten Wochenende steht das nächste Spiel für die mJB an: Am 15.01. geht es im Thüringenderby in Saalfeld um die nächsten zwei Oberligapunkte.