HBV Jena 90

Es sind Dämme gebrochen

Der HBV Jena ist am Ziel, ist Thüringer Meister, steigt damit in die Mitteldeutsche Oberliga auf. Die Partie gegen Mühlhausen gewinnen die Jenaer trotz Pausenrückstands noch mit 27:25 (13:14).

Jena. Ralph Börmel steigt auf eine Holzbank und trällert einfach los. „So ein Tag, so wunderschön wie heute …“ Der Trainer der Handballer des HBV Jena wird zum Vorsänger in der wahrlich proppevollen Mannschaftskabine. „Nur hatte ich das Gefühl, dass ich der einzige bin, der das Lied noch kennt“, sagt er und lacht. Die „jungen Leute“, wie Börmel sagt, seien schon lange nicht mehr so textsicher – zumindest was die Jubelklassiker angeht.

Der HBV Jena ist am Ziel, ist Thüringer Meister, steigt damit in die Mitteldeutsche Oberliga auf. Die Partie gegen Mühlhausen gewinnen die Jenaer trotz Pausenrückstands noch mit 27:25 (13:14). Die letzten Sekunden der Partie werden zum Fanal des Jenaer Glücks. „Es sind Dämme gebrochen“, sagt der Trainer.

Sechs Mannschaften hatten sich vor der Saison auf die Fahne geschrieben: Wir wollen vorn dabei sein! „So klar, dass wir uns da durchsetzen, war das also nicht“, bemerkt Börmel. Denn: Aufgrund der Vielzahl an starken Teams habe es eine „sehr niveauvolle Saison“ gegeben, wie es Börmel sagt. Partien wie gegen Werratal, Eisenach, Ronneburg, Hermsdorf, Sonneberg oder Mühlhausen seien stets eng und spannend gewesen – und hätten von hoher Qualität gezeugt. „Insofern ist es auch verdient, dass wir die Tabelle so anführen – aber es war keineswegs von vornherein eine ausgemachte Sache“, sagt der Trainer. Der Vorteil für seine Mannschaft, für den HBV sei die „breite Bank“ gewesen, wie er sagt. „Wir konnten Ausfälle gut verkraften!“ Zudem haben seine Jungs stets den unbedingten Aufstiegswillen an den Tag gelegt.

„Da gab es kein ‚Mal sehen!‘ oder ‚Vielleicht!‘.“
„Unter dieser Prämisse sind Spieler extra nach Jena gekommen. Da gab es kein ‚Mal sehen!‘ oder ‚Vielleicht!‘. Wir haben das klar formuliert – auch auf die Gefahr hin, dass es ins Auge geht und andere mit dem Finger auf dich zeigen“, sagt Börmel. Er zitiere an dieser Stelle immer gern den eigenen Vereinsmanager, Sergio Casanavo: „Man muss sich Ziele stellen und zu diesen Zielen stehen. Und das haben wir gemacht“, sagt Börmel.

Der nun geschaffte Aufstieg in die vierthöchste deutsche Spielklasse ist der größte Erfolg im Jenaer Männerhandball – und auch für Ralph Börmel etwas Besonderes. „Weil ich mit dem Verein eng verbunden bin. Ich war hier vor 20 Jahren schon Trainer der Frauen, habe viele Freunde hier gewonnen. Und jetzt haben wir geschafft, was wir lange herbeigesehnt haben.“ Und was noch nicht das Ende der Fahnenstange sein soll. Denn das Projekt Handball ist mit der Vision ins Leben gerufen worden, irgendwann einmal zumindest in der Zweiten Bundesliga anzukommen. „Was jetzt aber nicht bedeutet, dass wir Jahr für Jahr die komplette Mannschaft austauschen. Wir werden uns verstärken, ja – aber in einem verträglichen Maß“, sagt der Trainer. In den nächsten Wochen werde man da den einen oder anderen Namen zu verkünden haben; schließlich will man auch eine Etage höher mithalten. „Ich würde mir wünschen, dass wir uns neben dem Fußball und dem Basketball als eine Art dritte Kraft in Jena etablieren können.“ Der Aufstieg habe Signalwirkung, um den Handball in Jena salonfähig zu machen. Dass dann noch ganz andere, auch strukturelle Probleme zu lösen sind, sei aber auch klar.

Erst einmal aber wurde tüchtig gefeiert. Und das nicht nur in der altehrwürdigen Halle in Lobeda-West. In einer Sportsbar in der Innenstadt habe man es ordentlich krachen lassen. „Ich bin gegangen, als es noch dunkel war – für die Jungs kann ich allerdings nicht sprechen“, sagt Börmel – gar nicht heißer ….

Michael Ulbrich / 23.04.18

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